Das Europäische Parlament stimmte heute für einen Bericht unter Federführung der Sozialdemokratischen Fraktion über eine EU-Agenda für neue Kompetenzen. Darin wird die Notwendigkeit betont, die europäischen Bildungs- und Ausbildungssysteme zu modernisieren, um den EU-Bürgern zu helfen, Arbeit zu finden und in einem sich rasant verändernden wirtschaftlichen und sozialen Umfeld ihre Lebenschancen zu verbessern.

Der für Wirtschafts- und Sozialpolitik zuständige Vizevorsitzende der Sozialdemokratischen Fraktion, Udo Bullmann, sagte dazu:

„70 Millionen Europäer verfügen nicht über Grundkenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Angesichts der rasch steigenden Nachfrage nach neuen Kompetenzen, insbesondere im Bereich der digitalen Technologien, müssen wir mehr in die allgemeine und berufliche Bildung investieren, um eine gute Zukunft für alle Europäer zu garantieren.

Die Sozialdemokraten begrüßen die Konzentration der Kommission auf die Agenda für neue Kompetenzen, um den Europäern zu helfen, gute Jobs zu finden und die neuen Fertigkeiten zu erhalten, die in einem sich rasch verändernden Arbeitsmarkt erforderlich sind. Wir sind aber noch ehrgeiziger. Wir wollen ein ganzheitliches System, das Kreativität und Innovation fördert und die Leute befähigt, kritisch zu denken, sachkundige Entscheidungen zu treffen und voll und ganz an der Gesellschaft teilzuhaben. Eine echte Kompetenzgarantie für alle muss ein soziales Grundrecht in Europa sein.“

Der Berichterstatter des Europaparlaments für die Agenda für neue Kompetenzen, der S&D Abgeordnete Momchil Nekov, sagte:

„Die Resolution des Europäischen Parlaments möchte den Fokus des Kommissionsvorschlags erweitern, der hauptsächlich auf die unmittelbaren Bedürfnisse des Arbeitsmarkts ausgerichtet ist. In der sich rasant verändernden Gesellschaft und Wirtschaft unserer Zeit müssen die europäischen Jugendlichen nicht nur mit den Fertigkeiten ausgerüstet sein, um einen Job zu kriegen, sondern auch mit den Fertigkeiten für das Leben.

Die Sozialdemokratische Fraktion drängt auf eine fortschrittliche Kompetenzagenda, die Zugang zu hochwertigen Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für alle garantiert und die Rolle der Lehrer und Ausbilder stärkt. Wir wollen eine Kompetenzagenda, die die Anerkennung der Fertigkeiten auf europäischer und nationaler Ebene verbessert. Dazu gehören auch die informell erworbenen Kompetenzen, die entscheidend sind für die Befähigung von Leuten mit geringeren oder weniger anerkannten Fertigkeiten und mit begrenzten Zugangsmöglichkeiten zur formalen Bildung.

Ich glaube, dass wir die Lehren aus der Jugendgarantie ziehen müssen. Ohne EU-Geld dahinter hat die europäische Agenda für neue Kompetenzen wenig Chancen, wirklich etwas zu bewirken. Deshalb fordern wir ein Budget für die Kompetenzagenda.“

Der S&D Abgeordnete Emilian Pavel, der im Beschäftigungsausschuss für die Agenda für neue Kompetenzen zuständig ist, fügte hinzu:

„Lehren und Praktika sind sehr effiziente Ausbildungsarten, da sie theoretisches Wissen mit der konkreten Praxis kombinieren. Zu viele Jugendliche geraten jedoch in einen Teufelskreis aus unbezahlten Praktika, oder ihnen werden während der Lehre grundlegende Arbeitnehmerrechte verweigert. Wir müssen die Ausbeutung von Praktikanten und Lehrlingen als billige Arbeitskräfte beenden.

Wir fordern die EU-Mitgliedsstaaten auf, diese schändlichen Praktiken durch nationale Maßnahmen zu beenden. Von der Kommission erwarten wir die möglichst baldige Vorlage eines ehrgeizigen Qualitätsrahmens für die Lehrlingsausbildung. Praktikanten und Lehrlinge haben ein Recht auf Bezahlung und auf eine unterzeichnete Vereinbarung mit angemessenen Arbeitsbedingungen.“

Hinweis für die Redaktion:

Im Juni 2016 veröffentlichte die EU-Kommission die europäische Agenda für neue Kompetenzen, ein Paket von Maßnahmen, um die wahren Qualifikationsdefizite in Europa anzugehen. Die Agenda soll Verbesserungen in drei Bereichen bringen: 1. Grundfertigkeiten, 2. Sichtbarkeit und Vergleichbarkeit von Kompetenzen, 3. Intelligenz der für den Arbeitsmarkt erforderlichen Qualifikationen. Mittlerweile sind zwei Empfehlungen des Rates beschlossen worden.

Beteiligte Abgeordnete
Koordinator
Deutschland