Pittella: Trump ist der Ausdruck eines Virus, der in den USA und in der EU grassiert. Die EU muss sich jetzt reformieren, die Politik der kleinen Schritte aufgeben und auf die Anliegen der Leute eingehen

Nach den Ergebnissen der US-Präsidentschaftswahl sagte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament, Gianni Pittella:

„Wir respektieren die Entscheidung des amerikanischen Volkes. Dennoch ist heute für uns ein trauriger Tag. Ein trauriger Tag für die ganze Welt. Donald Trump ist der Ausdruck eines Virus, der unsere Gesellschaften stark befallen hat, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Jetzt stellt sich uns die Frage: Wird Europa dazu gedrängt werden, sich zu reformieren, und endlich ein Antikörper werden, der in der Lage ist, diesen Virus zu bekämpfen? Dafür kämpfen wir. Einfach wie gehabt mit einer Politik der kleinen Schritte weiter zu machen, wäre Selbstmord. Wir müssen die EU revolutionieren, um ihr angemessene Instrumente zur Bewältigung der globalen Herausforderungen zu geben.

Der Sieg von Trump ist für alle beängstigend. Es wäre jedoch ein fürchterlicher Fehler, die Leute, die den Lügen von Trump, Le Pen, Farage, Orbán oder der Fünf-Sterne-Bewegung glauben, als ignorant oder barbarisch zu stigmatisieren. Mehr denn je müssen wir jetzt den Draht zu den sogenannten Globalisierungsverlierern wiederfinden und ihren Gefühlen von Ausgrenzung und gesellschaftlicher Unruhe Gehör schenken. Das heutige Wahlergebnis wird erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der ganzen Welt haben.

Trotz der Aussagen von Trump im Wahlkampf gehen wir davon aus, dass die USA den transatlantischen Beziehungen verpflichtet bleiben werden. Wir hoffen, dass die Vereinigten Staaten Obamas Vermächtnis in Fragen wie Klimawandel, nachhaltige Entwicklungsziele und bei den anderen gemeinsamen Herausforderungen respektieren werden.

Von diesem Wandel gibt es kein Zurück. Dieses Erdbeben ändert alles. Auf Trumps Extremismus müssen wir mit extremen Reformen antworten. Es reicht nicht, die Europäische Union dadurch zu verändern, dass wir sie demokratischer und gerechter machen und den Finanzsektor reformieren – was wir seit der Finanzkrise getan haben. Die Regierungen müssen stärker und besser in die Wirtschaft eingreifen, um Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen.

Gemeinsam mit den Menschen, die für eine offene Gesellschaft ohne Ausgrenzung auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Respekt eintreten, werden wir vor allem für eine Veränderung Europas kämpfen. Wir müssen konkrete Lösungen für die Probleme der Bürgerinnen und Bürger vorschlagen können. Sonst wird sich dieser Virus auf der ganzen Welt weiterverbreiten.“