Das Europäische Parlament stimmt heute über einen sozialdemokratischen Bericht über Berufsqualifikationen ab. Reglementierte Berufe stellen ein Fünftel der Arbeitskräfte in der EU in so wichtigen Sektoren wie Gesundheits- und Sozialdienste, Verkehr, Tourismus und Bildung dar.

 

Der Sprecher der S&D Fraktion für Binnenmarktfragen und Verfasser des Berichts über Berufsqualifikationen, Nicola Danti, sagte dazu:

 

„Berufe spielen eine entscheidende Rolle in der europäischen Wirtschaft. Derzeit gibt es in der EU mehr als 5.500 reglementierte Berufe, die ein Fünftel der Arbeitskräfte ausmachen. Eine gerechte und wirksame Reglementierung der Berufe und der freiberuflichen Dienstleistungen ist unerlässlich, um das öffentliche Interesse – beispielsweise Gesundheit oder Umweltschutz – zu schützen und die Mobilität der Arbeitskräfte im Binnenmarkt zu gewährleisten.

Eine Überregulierung würde den fairen Wettbewerb behindern und die im Umgang mit der Digitalisierung und der Globalisierung dringend benötigte Innovationskapazität drosseln. Eine Deregulierung würde die öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheit und Bildung gefährden. Weder das eine noch das andere wäre eine erfolgversprechende Strategie für die Zukunft.

In meinem Bericht heben wir hervor, dass ein guter Ausgleich in den nationalen regulatorischen Rahmenbedingungen zwischen der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit – wo erforderlich – und dem Schutz des öffentlichen Interesses gefunden werden muss. Dafür braucht es eine Regulierung, die verhältnismäßig, nicht diskriminierend und transparent ist. Die Qualität der freiberuflichen Dienstleistungen muss unbedingt sichergestellt werden, um das europäische  Wirtschafts- und Sozialmodell zu bewahren.“

 

Hinweis für die Redaktion:

Der Danti-Bericht ist ein Bericht über die Umsetzung der Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen aus dem Jahr 2005, die für alle reglementierten Berufe gilt, mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Notare. Weil es keine Harmonisierung auf EU-Ebene gibt, werden die Berufe in der EU auf der Ebene der Mitgliedsstaaten reglementiert. Um den freien Personenverkehr zu erleichtern, legt die Richtlinie Regeln für die automatische Anerkennung von Berufsqualifikationen, ein System der automatischen Anerkennung der Berufserfahrung sowie die grenzübergreifende Erbringung von Dienstleistungen fest. Die Richtlinie aus 2005 wurde 2013 überarbeitet, wobei zusätzliche Anforderungen an die Mitgliedsstaaten eingeführt wurden.