S&D Fraktion: „Stille Pandemie“ antibiotikaresistenter Keime erfordert mehr Taten und weniger Worte

Antimicrobial susceptibility testing in petri dish

Bei einer Abstimmung im Europäischen Parlament hat heute eine größtenteils konservative Mehrheit die ohnehin nicht ehrgeizige Liste der Kommission mit nur für den menschlichen Gebrauch reservierten antimikrobiellen Mitteln angenommen. Das ist ein Verlust für die Gesundheit von Mensch und Tier zugunsten von Geschäftsinteressen. Schon jetzt sterben jedes Jahr mehr als 1,3 Millionen Menschen an Infektionen, die aufgrund von Antibiotikaresistenzen nicht mehr erfolgreich behandelt werden können. Ziel des Einspruchs gegen den Kommissionsvorschlag war es, den massiven Einsatz von Antibiotika, einschließlich Reserveantibiotika, in der kommerziellen Tierhaltung einzudämmen, um das Risiko weiterer Antibiotikaresistenzen zu minimieren.

Tiemo Wölken, gesundheitspolitischer Sprecher der Sozialdemokratischen Fraktion, sagte dazu:

„Antibiotikaresistente Keime sind eine ständig wachsende Bedrohung und von der Europäischen Kommission als sogenannte ‚stille Pandemie‘ anerkannt – allerdings nur in netten Reden ohne konkrete Konsequenzen in der Gesetzgebung. Laut Weltgesundheitsorganisation gehören sie zu den zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit und haben das Potenzial, bis zum Jahr 2050 jährlich zehn Millionen Menschen zu töten. Daher müssen bestimmte Antibiotika, die gegen resistente Keime noch wirksam sind und das letzte Mittel im Kampf gegen Infektionen darstellen, der Behandlung von Menschen vorbehalten bleiben. Ich bin entsetzt, dass eine überwiegend konservative Mehrheit im Parlament nun den Weg dafür geebnet hat, die wenig ehrgeizige Liste der Antibiotika der Kommission zu akzeptieren, die nur der Behandlung bestimmter Infektionen beim Menschen vorbehalten sind.

Als Sozialdemokratische Fraktion hatten wir unsere Unzufriedenheit mit der vorgeschlagenen Liste klar zum Ausdruck gebracht. Der einzige Zweck dieses Vorhabens war es, dringend benötigte Antibiotika nur für den menschlichen Gebrauch zu reservieren. Die Liste enthält jedoch kein einziges antimikrobielles Mittel, das derzeit für die Verwendung in der Tiermedizin zugelassen ist. Sie ist somit äußerst unambitioniert, da sie keine Änderungen vornimmt und den Status quo beibehält. Wenn wir den Kampf gegen die Antibiotikaresistenz ernst nehmen wollen, müssen wir jetzt handeln. Diese Liste ist nicht zielführend und lässt den Eindruck entstehen, dass Geschäftsinteressen Vorrang vor der Gesundheit von Mensch und Tier haben. Wir werden unsere politische Arbeit fortsetzen, um den ‚One Health‘-Ansatz, bei dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt positiv miteinander zusammenhängen, so rasch wie möglich zu verwirklichen.“

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