In der heutigen Plenarsitzung wird die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament die Mitgliedsstaaten – und insbesondere die aktuelle deutsche Ratspräsidentschaft – auffordern, endlich zu handeln und die Richtlinie für Geschlechterfairness in Aufsichtsräten von Unternehmen zu beschließen. Diese sieht ein offenes und transparentes Verfahren vor, um einen Frauenanteil von mindestens 40% in Entscheidungspositionen von EU-Unternehmen zu erreichen. Die EU-Kommission hat diesen Vorschlag schon im Jahr 2012 vorgelegt, und das Europäische Parlament hat im darauffolgenden Jahr seinen Standpunkt dazubeschlossen. Seitdem wird die Richtlinie von einer Minderheit der Mitgliedsstaaten im Rat blockiert.

Evelyn Regner, sozialdemokratische Vorsitzende des Ausschusses für Frauenrechte und Gleichstellung und Verhandlungsführerin des Europaparlaments für die Richtlinie für Frauen in Aufsichtsräten in diesem Ausschuss, sagte dazu:

„Frauen in Europa müssen auf allen Ebenen gleiche Chancen haben. Frauen in Aufsichtsräten sind für jedes Unternehmen ein Gewinn, denn die erfolgreichsten Firmen sind jene mit gemischten Vorständen. Leider haben freiwillige Maßnahmen bisher kaum etwas bewirkt, und die Tatsache, dass dieses wichtige Dossier seit sieben Jahren im Europäischen Rat blockiert ist, zögert diesen großen Schritt hin zu mehr Frauen in Europas Aufsichtsräten immer weiter hinaus. Dieses Schneckentempo bei Gleichstellungsmaßnahmen werden wir nicht länger dulden. Daher fordern wir den Rat einmal mehr auf, sich bei diesem wichtigen Vorschlag an die Arbeit zu machen.“

Lara Wolters, sozialdemokratische Verhandlungsführerin des Europaparlaments für dieses Dossier im Rechtsausschuss, fügte hinzu:

„Sieben Jahre Untätigkeit haben uns mehr Belege dafür geliefert, was wir ohnehin schon wussten: Einzelne Maßnahmen von Unternehmen und Selbstregulierung werden keine Gleichstellung und Vielfalt in EU-Unternehmen bringen. In der Zwischenzeit haben Länder mit verbindlichen Frauenquoten eine um 23,6% höhere Vertretung von Frauen in den Vorständen als Länder, die überhaupt keine Maßnahmen ergriffen haben.

Diese Untätigkeit steht nicht nur im Widerspruch zum Grundsatz der Gleichstellung von Frauen und Männern, der ein Kernprinzip der EU ist, sondern ist auch eine Vergeudung von Talenten und Chancen. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland, das seit sieben Jahren Teil der blockierenden Minderheit ist, während seines Ratsvorsitzes Verantwortung übernimmt und sich zum Wohl der Frauen und Männer in allen Wirtschaftszweigen in der ganzen EU an die Arbeit macht.“

Hinweis für die Redaktion:

Die aktuellsten zahlen des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen zeigen, dass im Oktober 2019 der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen in der EU sich von 11,9% im Jahr 2010 auf 28,8% mehr als verdoppelt hat. Doch noch immer sind sieben von zehn Aufsichtsratsmitgliedern Männer. Frankreich ist das einzige Land, wo das Geschlechtergleichgewicht in Unternehmensvorständen erreicht worden ist (45,2%).

Die Auswirkungen von gesetzgeberischen Maßnahmen sind eklatant: Seit 2010 ist in Ländern, die gesetzliche Maßnahmen ergriffen haben, der Frauenanteil in Führungspositionen um 27,2% gestiegen, was zu einer Frauenquote von 36,5% in den Unternehmensleitungen geführt hat. Länder, die unverbindliche Maßnahmen durchgeführt haben, erzielten im gleichen Zeitraum nur die Hälfte dieses Fortschritts: plus 14,3 Prozentpunkte und 28,1% Frauen in Aufsichtsräten. In Ländern, die nichts unternommen haben, gab es so gut wie keinen Fortschritt.

Beteiligte Abgeordnete
Mitglied
Österreich
Mitglied
Niederlande
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