Bildung muss in der neuen globalen Entwicklungsagenda nach 2015 die Priorität sein, sagen die Sozialdemokraten

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die keine Schule besuchen, um fast 50% gesunken. Trotz dieses enormen Fortschritts gehen aber weltweit noch immer 58 Millionen Kinder nicht zur Schule. Konflikte sind weiterhin ein großes Hindernis, und für Kinder in fragilen und von Konflikten betroffenen Situationen ist die Wahrscheinlichkeit, keine Schule zu besuchen, dreimal so hoch. Zudem werden Schulen auch zunehmend zum Austragungsort von Konflikten. 

Was ist also der aktuelle Stand beim Zugang zur Bildung in fragilen Staaten? Wie soll dieses Recht in die neue globale Entwicklungsagenda für die Zeit nach 2015 integriert werden? Was sind die alternativen Lösungen, um Kindern, die Opfer eines Notfalls oder einer Krise sind, den Zugang zur Bildung zu ermöglichen? 

Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Seminars der Sozialdemokratischen Fraktion am 26. Mai 2015 im Europäischen Parlament in Brüssel. 

Linda McAvan, sozialdemokratische Vorsitzende des Entwicklungausschusses des Europäischen Parlaments, sagte dazu: 

„Im Europäischen Jahr der Entwicklung entscheiden die Regierungschefs und Staatsoberhäupter der Welt über die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele. Dabei muss die Bildung im Mittelpunkt unserer Anstrengungen stehen. Wir müssen anerkennen, dass die Millenniumsentwicklungsziele es geschafft haben, vielen Millionen Kindern zusätzlich zum Schulbesuch zu verhelfen. Wir brauchen aber neue ehrgeizige Ziele, denen konkrete finanzielle Verpflichtungen gegenüberstehen müssen. Eine absolute Priorität ist es, den gleichberechtigten Bildungszugang für Mädchen und Jungen zu gewährleisten. Dabei müssen die Mädchen die Chance erhalten, diese Bildung nicht nur anzufangen, sondern sie auch ohne Angst vor Gewalt, Misshandlung oder Diskriminierung zu Ende zu bringen.“ 

Der S&D Abgeordnete Enrique Guerrero, Ständiger Berichterstatter des Europäischen Parlaments für humanitäre Hilfe, sagte: 

„Wir Sozialdemokraten sind überzeugt, dass Bildung die Macht hat, die Armut zu beseitigen, Leben zu verändern und Frieden und Fortschritt zu erhalten. Daher steht die Bildung ganz oben auf der politischen Agenda der Sozialdemokratischen Fraktion. Deshalb werde ich als Ständiger Berichterstatter für humanitäre Hilfe angesichts der bevorstehenden Ersten Humanitären Weltgipfelkonferenz  in meinem Bericht anlässlich dieses Gipfels fordern, dass die Regeln für dieses Thema geändert werden müssen. Bildung in Konfliktsituationen ist eine Investition für die Zukunft. Wir müssen jedoch weiter gehen und eine echte Verknüpfung zwischen der humanitären Hilfe und unserer Entwicklungspolitik sicherstellen. Wir müssen eine glaubwürdige und wirksame Verbindung der zwei Prozesse herstellen.“ 

Silvia Costa, sozialdemokratische Vorsitzende des Kultur- und Bildungsausschusses des Europäischen Parlaments, sagte: 

„Zwar ist die Bildung für Jugendliche und Erwachsene in Notsituationen in die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen und in den Entwurf der Nachhaltigen Entwicklungsziele der EU aufgenommen worden, doch die von Regierungen und Gebern dafür bereitgestellten Finanzmittel sind seit 2010 rückläufig. Dabei nimmt die Zahl derjenigen, die Bildung in Notsituationen in Anspruch nehmen, zu, und zwar nicht nur in Flüchtlingslagern, sondern auch in europäischen Ländern. 

Wir müssen an die Erste Humanitäre Gipfelkonferenz 2016 mit Investitionen herangehen, die auf die Verbesserung der Bildung für Jugendliche in Notsituationen ausgerichtet sind, auch durch die Verwendung neuer Technologien wie Satelliten, Informations- und Kommunikationstechnologien, Mobilfunknetze, Internet, interaktiver Radio-Unterricht. All diese Ansätze integrieren die Aktualisierung der beruflichen Fertigkeiten von Lehrern aus der Ferne, die Internetanbindung von Gruppen und Schulen, den Zugang zu Online-Plattformen – Themen, an denen der Kulturausschuss des Europäischen Parlaments arbeitet.“