Die Coronavirus-Pandemie vertieft bestehende Ungleichheiten in unseren Gesellschaften. Immer mehr Frauen werden durch diese Krise geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Sie bedeutet eine zusätzliche Belastung für Frauen, die überproportional in Berufen vertreten sind, wo die Gefahr einer Ansteckung besonders hoch ist: in Krankenhäusern, Geschäften oder Pflegeheimen. Deshalb hat die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament (S&D) zusammen mit den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) und ihrer Frauenorganisation (SPE Frauen) in einem Brief an die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen eine proaktive und geschlechtersensible Reaktion auf die Krise gefordert.

Die S&D Fraktionsvorsitzende Iratxe García Pérez sagte dazu:

„Tausende Frauen sind mit ihren gewalttätigen Partnern zuhause eingesperrt. Zahlen aus mehreren Mitgliedsstaaten bestätigen, dass die Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt seit dem Lockdown erheblich zugenommen haben. Das Eingesperrtsein beschränkt auch den Zugang zu den öffentlichen und reproduktiven Gesundheitsdiensten.

Wir fordern die Europäische Kommission und alle EU-Regierungen auf, bei der Reaktion auf die Pandemie die Sicherheit und die Gesundheit der Frauen voranzustellen. Es muss genügend öffentliche Mittel geben, damit Frauen weiterhin Zugang zu allen Gesundheitsdiensten und Anlaufstellen wie Frauennotrufe oder Frauenhäuser haben, wo sie anrufen oder hingehen können, wenn sie zuhause mit Gewalt konfrontiert sind. Außerdem sollte die EU-Kommission bewährte Verfahren fördern, wie beispielsweise die Apothekennetzwerke, wo Frauen Hilfe suchen können, indem sie dem Apotheker oder der Apothekerin das Passwort ‚Maske 19‘ sagen.“

Maria Noichl, sozialdemokratische Fraktionssprecherin für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter, fügte hinzu:

„Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich unverhältnismäßig stark auf Frauen aus. Häusliche Gewalt und Frauenmorde kommen in den aktuellen Statistiken über Todesursachen in unseren täglichen Nachrichten nicht vor. Zusätzlich tragen Frauen einen immer größeren Teil der Last, wenn es darum geht, Telearbeit und familiäre Pflichten unter einen Hut zu bringen. Diese Doppelbelastung bleibt den meisten Männern erspart und ist noch schwieriger für Alleinerziehende, von denen der überwiegende Großteil Frauen sind.

Gleichzeitig sind Frauen bei der Bekämpfung der COVID19-Pandemie an vorderster Front und für den Wiederaufbau absolut unverzichtbar. 70% der Arbeitskräfte im Gesundheits- und Sozialbereich – wie Ärzte, Krankenschwestern und Pflegepersonal – sind Frauen. Auch andere gefährdete Berufsgruppen wie Kassiere und Reinigungspersonal sind größtenteils Frauen, die oft nur den Mindestlohn erhalten. Wir haben die moralische und politische Pflicht, sie nicht zu vergessen – während der Krisenbekämpfung und darüber hinaus, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Die konsequente Umsetzung der EU-Gleichstellungsstrategie und die Veränderung der Strukturen sind jetzt wichtiger denn je, um gerechte Entlohnung, gerechte Pensionen und ein Leben ohne Gewalt und Vorurteile für Frauen Wirklichkeit werden zu lassen.“

Beteiligte Abgeordnete
Vorsitzende
Spanien
Koordinatorin
Deutschland
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