Nach der Zustimmung des Rates der Arbeits- und Sozialminister werden der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) und der Rechtsausschuss (JURI) des Europäischen Parlaments nun am Mittwoch über das Verhandlungsmandat für die sogenannte Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten abstimmen, die darauf abzielt, das Geschlechterverhältnis unter den nicht geschäftsführenden Direktoren von Unternehmen in Europa zu verbessern. Die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament ist über diese positive Entwicklung sehr erfreut, setzen wir uns doch schon seit einem Jahrzehnt für Fortschritte bei der Richtlinie ein. Nach jahrelangem Widerstand in einem konservativ dominierten Rat wurde die blockierte Richtlinie kurz nach der Bildung einer neuen fortschrittlichen Regierung in Deutschland von den Mitgliedsstaaten freigegeben.

Beide sozialdemokratischen Berichterstatterinnen (Evelyn Regner im FEMM und Lara Wolters im JURI) haben sich verpflichtet, so schnell wie möglich die Verhandlungen mit dem Rat aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Richtlinie einen konkreten Unterschied macht und ohne weitere unnötige Verzögerungen in Kraft tritt.

Die Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten führt ein offenes und transparentes Verfahren ein, um einen Frauenanteil von mindestens 40% in nicht geschäftsführenden Aufsichtsräten von EU-Unternehmen zu erreichen, mit Sanktionen für Unternehmen, die die erforderlichen Maßnahmen nicht ergreifen. Die Europäische Kommission hat den Vorschlag bereits 2012 vorgelegt, das Europäische Parlament hat seine Position 2013 angenommen, und bis gestern wurde er von einer Minderheit im Rat blockiert.

Die Sozialdemokratin Evelyn Regner, Verhandlungsführerin des Europäischen Parlaments zur Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten im Ausschuss für Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung, sagte dazu:

„Als Mitberichterstatterin des Parlaments für das Dossier ‚Frauen in Aufsichtsräten‘ seit dem Beginn im Jahr 2012 dränge ich seit fast zehn Jahren auf diese Änderung. Bei weitem mehr als genug Studien haben gezeigt, dass ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und Diversität in Unternehmen und insbesondere in Vorständen wesentlich für Innovation, wirtschaftlichen Erfolg und allgemeine Widerstandsfähigkeit sind – Ziele für Unternehmen, die in diesen schwierigen Zeiten noch relevanter sind. Wir wissen aber auch, dass nichts durch Freiwilligkeit erreicht wird. In allen EU-Ländern sind verbindliche Maßnahmen erforderlich, um eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen in Unternehmensvorständen zu gewährleisten. Es ist höchste Zeit, dass auch der Rat dies versteht und gemeinsam mit dem Parlament einen einfachen, aber bedeutsamen Schritt in die richtige Richtung geht.“

Lara Wolters, sozialdemokratische Verhandlungsführerin des Parlaments zur Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten im Rechtsausschuss, sagte:

„Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz ist ein täglicher Kampf für viele Frauen, insbesondere für diejenigen, die Führungspositionen anstreben. Viele Jahre lang haben wir dafür gekämpft, Europas Unternehmenswelt aus dem finsteren Mittelalter herauszuholen. Die Abstimmung in dieser Woche ist ein Meilenstein und ein klares Zeichen dafür, dass Fortschritte möglich sind und noch gemacht werden müssen. Mit verbindlichen Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils von Frauen in Aufsichtsräten können wir endlich dafür sorgen, dass es in europäischen Unternehmen nicht nur Vielfalt in der Führungsebene gibt, sondern dies auch zu mehr Frauen im Management und insgesamt führt, was für die Frauen und die Unternehmen gut ist. Dass mehr Frauen an Vorstandstischen sitzen, gehört werden und wichtige Entscheidungen mitgestalten, ist auch ein starkes Signal dafür, dass sich die Unternehmenskultur in Europa nachhaltig verändert.“

Hinweis für die Redaktion:

Die neuesten Zahlen, die im Dezember 2021 vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen veröffentlicht wurden, zeigen, dass der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen in der EU von 11,9% im Jahr 2010 auf 31,3% gestiegen ist. Allerdings sind sieben von zehn Vorstandsmitgliedern immer noch Männer. Der Abstand ist sogar noch größer, wenn wir nur CEOs berücksichtigen, mit 79,2% Männern und nur 20,8% Frauen.

Beteiligte Abgeordnete
Mitglied
Österreich
Mitglied
Niederlande
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