Auf Antrag der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament muss die EU-Kommission heute bezüglich ihrer Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels Rede und Antwort stehen. Nach Kommissionsangaben sind 76% der registrierten Opfer von Menschenhandel Frauen und mindestens 15% Kinder. Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung (67%) ist nach wie vor die verbreitetste Form, gefolgt von der Ausbeutung der Arbeitskraft (21%), die ständig zunimmt, wobei die Landwirtschaft ein Bereich mit hohem Risiko ist. Die S&D Fraktion fordert eine bessere Identifizierung und Behandlung der Opfer sowie eine stärkere Unterstützung. Zudem verlangt sie härtere Strafen für Menschenhändler und jene, die die Opfer ausbeuten.

 

Anna Hedh, sozialdemokratische Fraktionssprecherin für Menschenhandel, sagte dazu:

„Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei und ein geschlechtsspezifisches Problem. Vier von fünf Opfern des Menschenhandels sind Frauen. Die meisten davon werden sexuell ausgebeutet und zur Prostitution gezwungen.

Die Bekämpfung des Menschenhandels erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten, aber auch stärkere Maßnahmen seitens der Kommission. Offensichtlich werden mehr finanzielle und personelle Ressourcen benötigt, um die Richtlinie aus dem Jahr 2011 gegen Menschenhandel zum Zweck der Zwangsarbeit und der sexuellen Ausbeutung sowie für den Schutz der Opfer umzusetzen. Es hat mich sehr enttäuscht, dass die Kommission lediglich eine Mitteilung herausgegeben hat, statt eine neue EU-Strategie für den Kampf gegen dieses schwere grenzübergreifende Verbrechen zu veröffentlichen. Wir fordern die Kommission auf, eine umfassende EU-Strategie gegen Menschenhandel vorzulegen, um dieser Form der modernen Sklaverei ein für allemal ein Ende zu setzen.“

 

Die S&D Fraktionssprecherin für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter, Iratxe García Pérez, ergänzte:

„Die meisten Opfer des Menschenhandels werden zur Prostitution gezwungen, aber immer mehr Frauen werden auch eingeschleust, um ihre Arbeitskraft auszubeuten, vor allem in der Landwirtschaft. Im Juni vergangenen Jahres fand eine Erkundungsmission unserer Fraktion in Sizilien heraus, dass vor allem rumänische Frauen nach Italien eingeschleust werden. Diese Frauen sind entsetzlichen Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt; sie werden gezwungen, 12 Stunden am Tag in extremer Hitze ohne Wasser Feldfrüchte zu ernten; sie sind in Hütten untergebracht; oft wird ihnen sogar der magere Lohn vorenthalten, und nur allzu oft sind sie körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt. Es ist beschämend, dass diese moderne Form der Sklaverei im 21. Jahrhundert in Europa existiert und dass durch Ausbeutung Profite gemacht werden.

Die sozialdemokratischen Europaabgeordneten fordern eine bessere Identifizierung und Behandlung der Opfer sowie eine stärkere Unterstützung. Zudem verlangen wir härtere Strafen für Menschenhändler und jene, die die Opfer ausbeuten. Wir werden weiter kämpfen, bis der Menschenhandel endgültig ausgerottet ist.“

 

Hinweis für die Redaktion:

2011 beschloss die EU eine Richtlinie zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels und zum Schutz seiner Opfer. Die Umsetzung sollte bis zum 6. April 2013 erfolgen. 2016 nahm das Europaparlament eine Bewertung der europäischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Menschenhandels vor und empfahl in zwei Entschließungen im Mai und Juli Maßnahmen, um die Lage zu verbessern. Das Parlament forderte die EU-Länder auf, die bestehenden Gesetze besser umzusetzen und den Opfern bessere Unterstützung zukommen zu lassen. Die parlamentarische Anfrage an die EU-Kommission finden Sie hier.

Beteiligte Abgeordnete
Vorsitzende
Spanien