Die sozialdemokratischen Europaabgeordneten aus dem Landwirtschaftsausschuss begannen das neue Jahr mit einer ernsten Diskussion mit Experten, die den Milchsektor von innen kennen.

Der sozialdemokratische Schattenberichterstatter für den Bericht des Parlaments über die Krise, Ricardo Serrão Santos,sagte dazu:

„Es ist natürlich, dass sich die Sozialdemokratische Fraktion auf dieses Thema konzentriert, das in Wirklichkeit ein gesellschaftliches Problem und nicht nur ein Problem des Lebensmittelsektors ist.

Es gibt Gebiete, wo es keine wirtschaftliche Alternative zur Milchproduktion gibt und der Sektor einen hohen Wert besitzt. Das ist beispielsweise in Berggebieten oder anderen Regionen wie den Azoren der Fall. Das Ende der Milchquoten wird bedeutende gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen mit sich bringen, und es ist absolut notwendig, eine alternative Methode zu finden, um den Milchmarkt im Gleichgewicht zu halten.“

Experten aus der Milchwirtschaft in Portugal, Italien und Spanien* sind nach Brüssel gekommen, um die Probleme im Detail darzulegen und Ideen für die zukünftige Gestaltung der Politik vorzulegen. Einstimmig betonten sie, dass die Produktion, die Verarbeitung und der Vertrieb von Milch langfristige Investitionen in Viehbestand, Gerätschaften, Land und Arbeitsbeziehungen erfordern. Es ist kein Prozess, der einfach den Launen des Marktes entsprechend ein- und ausgeschaltet werden kann – eines Marktes, der spekulativ ist, von den Käufern diktiert wird und zum Nachteil der Hersteller gewichtet ist.

Der rumänische S&D Abgeordnete Constantin Rebega fügte hinzu:

„Jeder Preisrückgang führt dazu, dass in allen Teilen Europas mehr Bauernhöfe und Milchviehbetriebe aufgeben.

In Rumänien beispielsweise gab es seit dem Handelsembargo gegen Russland einen echten Einbruch bei der Zahl der Milchbetriebe.“

Sowohl die Abgeordneten als auch die Experten legten Ideen vor, die in den kommenden Wochen unter die Lupe genommen werden.

Der belgische Europaabgeordnete Marc Tarabella sagte:

„Wir müssen in Erwägung ziehen, das obere Preislimit zu deckeln und unter einem gewissen Grenzwert Unterstützung zu bieten. Und dafür müssen wir über Gesetzgebung nachdenken.“

Der italienische Europaabgeordnete Nicola Caputo betonte, dass die Erzeugerorganisationen gestärkt und umfassender genutzt werden müssen:

„Das würde vor allem kleinen Landwirtschaftsbetrieben helfen, da sie mehr Verhandlungsmacht hätten. In einigen Fällen, beispielsweise Grana Padano, hatten die Lieferanten eine Bezugsgröße, und jegliche Produktion über dieser Zahl musste einen festgelegten Zielort haben. Das führte zu einem höheren Beitrag an das Konsortium, dem sie angehörten.“

Die spanische Europaabgeordnete Clara Aguilera erklärte:

„Auch die Lagerung muss in Betracht gezogen werden. Angesichts der Auswirkungen in anderen Sektoren ist diesbezüglich jedoch Vorsicht angebracht.“

Der französische EU-Abgeordnete Eric Andrieu sagte:

„Es mag sein, dass wir für die kurzfristige Krise antizyklische Maßnahmen benötigen, aber wir müssen die Landwirtschaft als ein Ganzes betrachten und langfristig das Gleichgewicht erhalten.“
 
Ricardo Serrão Santos betonte die entscheidende Rolle des Milchsektors für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Regionen Europas und fasste die Maßnahmen kurz zusammen, die weiter zu erwägen sind:

„Wir müssen folgendes genauer betrachten: die Sicherstellung einer fairen Bezahlung der Milchproduzenten durch die Liefer- und Vertriebskette; sorgfältige Handhabung von Angebot und Nachfrage für Produkte mit geschützter Herkunftsbezeichnung; mögliche Quoten dürfen nur in Notzeiten ausgelöst werden; die Ausweitung des Spielraums der Milchbeobachtungsstelle; und die Prüfung der Interventionspreise.“

Am Ende der Debatte sagte der sozialdemokratische Koordinator im Landwirtschaftsausschuss, Paolo de Castro:

„Ich bin stolz, dass unsere Fraktion dieses Problem bereits detailliert behandelt, da es sich in den nächsten zwei Monaten, wenn die Milchquoten endgültig beendet werden, wirklich zuspitzen wird.“


*Zu den Experten zählten:  
Jorge Rita – Vorsitzender des Verbandes der Landwirtschaftsbetriebe der Azoren
Cesare Baldrighi – Vorsitzender des Consorzio del Grana Padano
Román Santalla – Unión de Pequeños Agricultores y Ganaderos

Beteiligte Abgeordnete
Mitglied
Italien