Seit Monaten fordert die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament Transparenz seitens der EU-Kommission und ihrer Agenturen bei der Behandlung des Glyphosat-Dossiers. Diese vom multinationalen Konzern Monsanto entwickelte Substanz wird für Unkrautvernichtungsmittel verwendet, kann aber laut einer Agentur der Weltgesundheitsorganisation Krebs verursachen.

Den Bedenken des Europäischen Parlaments und der Verbraucherorganisationen zum Trotz schlug die EU-Kommission vor, die Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre zu erneuern. Die Presse hat mittlerweile aufgedeckt, dass Monsanto die positiven Berichte der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) beeinflusst hat.

Morgen wird das Europäische Parlament auf Verlangen der S&D Fraktion eine öffentliche Anhörung zum Thema ‚Die Monsanto Papers und Glyphosat‘ abhalten, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Dennoch fordern die Sozialdemokraten eine tiefgreifendere Untersuchung über die Einflussnahme von Lobbys auf EU-Agenturen.

 

Die Umwelt- und Gesundheitssprecherin der Sozialdemokratischen Fraktion Miriam Dalli sagte dazu:

„Morgen werden wir unabhängige Experten und auch Vertreter der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und der Europäischen Chemikalienagentur anhören. Leider führt mangelnde Transparenz zu Misstrauen gegenüber dem Urteil der Experten, und genau das ist hier passiert.

Die EU-Kommission beharrt darauf, dass sie auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und von Rechtsstaatlichkeit zu ihren Urteilen gelangt. Das Glyphosat-Problem reicht aber weiter. Es geht um mangelnde Transparenz, fragwürdige wissenschaftliche Zuverlässigkeit und wissenschaftliche Unabhängigkeit. Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und das Vorsorgeprinzip müssen immer Vorrang haben, wenn wir Vertrauen zurückerlangen wollen.

Morgen werden wir hoffentlich mehr Informationen haben, auf die wir unsere Entscheidungen stützen können. Aber alle Informationen darüber, wie offizielle Berichte von den Agenturen erstellt werden, müssen offen und aufrichtig sein. Wo es Fehler gibt, müssen alle freimütig darüber reden.“

 

Eric Andrieu, Landwirtschaftssprecher der S&D Fraktion, sagte:

„Die jüngsten Enthüllungen über Industriedokumente, die kopiert und im EFSA-Bericht eingefügt wurden, entwerten die Stimme der öffentlichen Institutionen und untergraben das gesamte europäische Projekt.

Tatsächlich wirft das blinde Vertrauen, das die EU-Kommission und ihr Präsident der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und der Europäischen Chemikalienagentur entgegenbringen, zahlreiche Fragen auf! Die Kommission setzt ihre Kompetenz aufs Spiel und versäumt es, ihre Aufgabe als Garantin des ‚Allgemeininteresses‘ der EU wahrzunehmen.“