Die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament fordert entschlossenes Handeln und verbindliche Maßnahmen, um endlich das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu schließen. In einer Reaktion auf den EU-Aktionsplan der Kommission zur Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles, der heute von der zuständigen Kommissarin Věra Jourová präsentiert wurde, begrüßten die Sozialdemokraten die Initiative, das Thema wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen, forderten aber deutlich mehr Ehrgeiz. Die Zeit des Überwachens und Bewertens muss vorbei sein, Bewusstseinsbildung allein reicht nicht mehr. Die eigene Analyse der EU-Kommission zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen und Handlungen auf nationaler Ebene und auf freiwilliger Basis nicht wirksam waren.

Die Sozialdemokraten setzen sich seit langem für gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit ein und haben eine Überarbeitung des EU-Rechts sowie verbindliche Maßnahmen zur Verbesserung der Lage gefordert. Um das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern zu beseitigen, wollen wir Folgendes einführen: eine Bestandsaufnahme der Löhne („Wage Mapping“) und verbindliche Maßnahmen für die Lohntransparenz; die Anerkennung von Qualifikationen, Anstrengungen und Verantwortlichkeiten in Branchen mit hauptsächlich weiblichen Arbeitskräften wie Pflege und Bildung und deren Aufwertung, auch durch eine Erhöhung der Gehälter; Gleichstellungspläne für Unternehmen, die mit den Sozialpartnern zu verhandeln sind; Quoten im öffentlichen wie im privaten Sektor; und eine Garantie auf Rückkehr aus der Teilzeitbeschäftigung in die Vollzeitarbeit.

Die S&D Fraktionssprecherin für die Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter, Iratxe García Pérez, sagte dazu:

„Die heute vorgelegten Vorschläge der EU-Kommission zur Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles sind zu weich und gehen nicht weit genug. In den letzten zehn Jahren hat es so gut wie keine Fortschritte zur Schließung der Lohnlücke gegeben. Das beweist, dass freiwillige Maßnahmen auf nationaler Ebene einfach nicht reichen. Um das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu bekämpfen, brauchen wir mehr als Kampagnen zur Bewusstseinsschärfung. Wir brauchen eine Überprüfung des EU-Rechts.

„Die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen ist ein Schlüsselfaktor, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen. Wir Sozialdemokraten kämpfen für die Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles, für ein echtes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben, für eine bessere Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt und an der Entscheidungsfindung und für die Beseitigung der geschlechterbezogenen Gewalt, einschließlich sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Solange es am Arbeitsmarkt Diskriminierung zwischen Frauen und Männern gibt, können wir weder von einer gerechten noch von einer gleichberechtigten Gesellschaft sprechen.“

Udo Bullmann, für Wirtschafts- und Sozialangelegenheiten zuständiger Vizevorsitzender der Sozialdemokratischen Fraktion, fügte hinzu:

„„Millionen von erwerbstätigen Frauen in Europa verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen. Dieses geschlechtsspezifische Lohngefälle von 16% mündet in ein noch größeres Pensionsgefälle von 40%. Frauen müssten zehn Jahre länger arbeiten, um im Laufe ihres Lebens gleich viel zu verdienen wie Männer. Das ist skandalös. Wir Sozialdemokraten kämpfen seit langem für gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit. Die Zeit der schönen Worte ist endgültig vorbei. Europas Frauen verdienen Besseres: verbindliche Maßnahmen und konkrete Taten, und zwar sofort!“

 

Hintergrundinformationen über das geschlechtsbedingte Lohngefälle:

Das geschlechtsspezifische Lohngefälle bezieht sich auf den Unterschied bei den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen zwischen Männern und Frauen in der gesamten Wirtschaft.

Die geschlechtsspezifische Gesamteinkommenslücke ist der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Jahresverdienst von Frauen und Männern.

 

  • EU-weit verdienen Frauen pro Stunde 16,3% weniger als Männer
  • Frauen müssten zehn Jahre mehr arbeiten oder zehn Jahre früher anfangen, um im Laufe ihres Lebens gleich viel zu verdienen wie Männer
  • Nur 2,8% der Geschäftsführer/CEOs sind Frauen
  • Niedrigere Löhne bedeuten niedrigere Pensionen für Frauen: 22% der Frauen werden im Ruhestand ein Armutsrisiko haben, gegenüber 16% der Männer
  • Die Lohnunterschiede sind von Land zu Land verschieden: Italien (7%) und Bulgarien (15%) schneiden am besten ab, während Estland (28%) und Deutschland (22%) am schlechtesten dastehen
  • Folgende Faktoren tragen unter anderem zum geschlechtsspezifischen Lohngefälle bei: die Tatsache, dass leitende und verantwortliche Positionen größtenteils von Männern bekleidet werden; Frauen übernehmen wichtige unbezahlte Aufgaben wie den Haushalt und die Betreuung der Kinder; Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn; Segregation in der Bildung und im Arbeitsmarkt; Lohndiskriminierung
  • Derzeit beträgt die durchschnittliche Gesamteinkommenslücke zwischen Frauen und Männern in der EU 41,1%
  • Die geschlechtsspezifische Einkommenslücke ist bedingt durch niedrigere Stundenlöhne, weniger Arbeit in bezahlten Beschäftigungen und niedrigere Beschäftigungsquoten
Beteiligte Abgeordnete
Vorsitzende
Spanien
Koordinator
Deutschland