
Der Strategische Kompass, der vom EU-Außenbeauftragten und Kommissionsvizepräsidenten Josep Borrell vorgeschlagen wurde und nun umgesetzt wird, wird die Kapazitäten der EU in allen Bereichen durchgreifend verändern. Die S&D-Fraktion hat die Arbeiten zum Aufbau einer flexiblen und fähigen EU-Schnelleingreifkapazität geleitet, die von den Mitgliedsstaaten verlangt, dass sie das notwendige militärische Gerät und Personal bereitstellen, regelmäßige praktische Übungen durchführen und im Bedarfsfall schnell mit einer Koalition der Willigen und Fähigen unter der Flagge der Europäischen Union agieren. Darüber hinaus gibt der Strategische Kompass die Richtung und die Maßnahmen vor, die nötig sind, um die Sicherheit der Union in allen Bereichen, also zu Land, im Wasser, in der Luft sowie im Weltraum und im Cyberraum, zu verbessern und gleichzeitig die Rolle der EU im Bereich der internationalen Sicherheit zu stärken.
Die S&D-Fraktion hat sich konsequent für eine wertebasierte Zusammenarbeit mit den Partnerländern eingesetzt, und zwar auch jenen, in denen Missionen im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik durchgeführt werden. Des Weiteren hat sie höhere Anforderungen mit Blick auf die Geschlechtergleichstellung und die Menschenrechte durchgesetzt. Die Fraktion war zudem bei den Bemühungen des Europaparlaments zur Anerkennung der sicherheitspolitischen Auswirkungen der Klimakrise, etwa auf die Ernährungssicherheit, die Migration und den Ressourcenwettbewerb, federführend.
Die S&D-Fraktion plädiert nachdrücklich für eine echte Europäische Verteidigungsunion, in der alle Mitgliedsstaaten gemeinsam dazu beitragen, das Leben und die Interessen ihrer Bürgerinnen und Bürger zu verteidigen, indem sie die offene strategische Autonomie der EU ausweiten.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gezeigt, dass sich die Mitgliedstaaten nicht allein auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen können und dass wir stärker zusammenarbeiten müssen, um unsere Demokratie und unsere Werte zu verteidigen. Dänemark hat unter der weisen Führung unserer sozialdemokratischen Schwesterpartei bewiesen, dass unsere historische Entscheidung richtig war, eine weitreichende Verteidigungs- und Sicherheitskooperation zu unterstützen, indem sich das Land dreißig Jahre nach seinem Ausscheren aus der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU anders besonnen hat.
Um eine offene strategische Autonomie im Bereich der Sicherheit und Verteidigung zu erreichen, müssen wir unsere Kapazitäten verstärken sowie bündeln und die Koordinierung auf nationaler und europäischer Ebene verbessern. Die EU muss ihre Sicherheit und Verteidigung selbst in die Hand nehmen und als internationaler Sicherheitsgarant eng mit gleichgesinnten Partnern und Verbündeten zusammenarbeiten.
Die S&D-Fraktion tritt – wo immer möglich – für eine engere Zusammenarbeit mit der NATO ein, um sicherzustellen, dass Duplikationen vermieden werden und dass die Bedürfnisse und Interessen aller Mitgliedsstaaten respektiert werden, auch derer, die nicht in der NATO sind. In Finnland und Schweden wurde unter Führung der dortigen S&D-Schwesterparteien die NATO-Mitgliedschaft beantragt und damit in beiden Ländern ein Paradigmenwechsel eingeleitet, der die stärkere Konzentration auf Sicherheit und Verteidigung in unserer politischen Familie demonstriert.
Es ist äußerst wichtig, dass wir zunehmend enger mit unseren strategischen und regionalen Partnern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten. Gleichzeitig muss die EU, sofern es die Umstände erlauben, die Führung bei der Aushandlung neuer Rüstungskontroll- und Atomwaffensperrverträge, der Reform des Sicherheitssektors und gegebenenfalls bei Stabilisierungs- und Friedensmissionen übernehmen.
Beim Thema Waffenexporte befürwortet die S&D-Fraktion den Einsatz von Sanktionen gegen Mitgliedstaaten, die Waffen in Länder ausführen, die gegen die Bedingungen des Gemeinsamen Standpunkts der EU zu Waffenausfuhren verstoßen, etwa gegen die Achtung der Menschenrechte und die Rolle der EU bei der Wahrung von Frieden, Sicherheit und Stabilität in einer Region.